Dis Harmonie
- Sylvie Bantle
- 21. März
- 2 Min. Lesezeit

Harmonie
Harmonie ist eine komplizierte Angelegenheit. Es wird wohl seit
Menschengedenken einer Illusion nachgeeifert, die - auf Teufel komm raus -
einfach keine Harmonie zur Folge hat…
Am ehesten mögen die alten Inder noch gewusst haben, was Harmonie
meinen kann. Sie haben sich ein Weltbild über ein göttliches Pantheon
geschaffen, in dem noch allem, was existiert, ein Platz zugewiesen wird. Ihre
Vorstellung zeichnete ein Bild, das die Einheit anschaulich macht, die - wie
wir modernen Menschen sagen - natürlich nicht vorstellbar ist.
Die alten Inder taten es einfach. Sie haben sich dieses Alles bildhaft
vorgestellt.
Wir, die modernen Menschen von heute, nden es naiv, in Bäumen, Flüssen,
Meeren und Bergen Seelen, Geister oder gar Göttinnen und Götter zu
vermuten. Das ist doch kindisch, allenfalls Kinder tun so etwas.
Im Erwachsenenalter ist dieser Glaube längst mit den alten Spielsachen aus
Kindertagen verkümmert. Wenn man überhaupt noch glaubt, dann an den
einen Gott. Jetzt treibt man Sport im Rationalisieren. Es spielt keine Rolle,
worum es sich handelt, es wird überall rationalisiert bis hin zum Lieben …
Wie soll lieben überhaupt möglich sein ohne Göttinnen! Man hat das
Weibliche glatt wegrationalisiert und betet das Männliche als höchstes
Wesen an. Wie soll da Harmonie zustande kommen? Das wäre - ganz simpel
aufs Musikalische angewendet, als besäße das Klavier nur eine einzige Taste.
Ganz schön langweilig, was dabei rauskommt. Nach einer Stunde immer der
gleiche Ton würde sich bestimmt niemand hinreißen lassen zu juchzen: Was
für eine Harmonie!
Es würde auch keiner stöhnen: Wie disharmonisch! Nein, das Publikum würde
nacheinander aufstehen und gehen - aus Gelangweiltheit. Oder es würde
einschlafen …
Disharmonie?
Einer, der den Mut hat, Kon ikten zu begegnen, gar zu konfrontieren, wird
streitsüchtig genannt - weil durch ihn die scheinbare Harmonie der Gruppe
durcheinander gerät. Es soll ja bloß nichts Unangenehmes zu Tage treten!
Wie unangenehm ist eine Auseinandersetzung! Jeder ist gefordert, in sich zu
gehen!
Wie anstrengend.
Besser lässt man sich nicht darauf ein, sondern strengt sich lieber an, den
Kon ikten aus dem Wege zu gehen. Schnell geschwind alles Unangenehme
zudeckeln!
Der andere dann, der sich nicht einschüchtern lässt von den Kon ikten,
leidet – insgeheim – unter der Disharmonie, die unsichtbar und lautlos im
Raum schwebt. Er kann sie fühlen, ganz deutlich, doch bloß nicht seinen
Eindruck hörbar kundtun – die anderen würden es ihm ziemlich verübeln.
Aufpassen muss er! Wie soll er sich entscheiden? Jetzt ist er mit der Gruppe
in Disharmonie, und die widerum scheint der Harmonie zu frönen …
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