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Bunte Sternenhaufen und schwarze Löcher

  • Autorenbild: Sylvie Bantle
    Sylvie Bantle
  • 26. März
  • 4 Min. Lesezeit

Liebe Beate, gerade komme ich aus Afrika… war schön und mit Saly wieder ganz

anders als mit Maimouna… wir ‘mußten‘ klatschen und in afrikanisch »wir sind

glücklich« schreisingen… das war natürlich sehr lustig. Und es wirkte, alle waren

glücklich.

Du liegst vielleicht schon in der Heia? Anyway, ich wünsch Dir eine ganz gute

Reise… eine echte Reise soll es sein für Dich, das, was das Wort in Wirklichkeit

meint. Mit jedem Schritt neue Erde betreten… Ich weiß, mit Dir kann ich so reden!

Daß Du wieder eine Schamanenreise planst, wußte ich gar nicht. Hat sich das

ganz spontan ergeben?


Bevor ich es vergesse, die SZ-Kritik! War das der Artikel mit dem Titel: ‘Bunter

Sternenhaufen verschwindet in schwarzem Loch‘ - mit dem Foto der tanzenden

Ägypterinnen? Der, den ich kenne, war in der SZ-Landkreis. Wenn es ein anderer

ist, dann mußt Du ihn für mich aufheben. Nicht aus Eitelkeit, nur aus Neugier.

Wir haben noch so ein ähnliches wichtigtuerisches Statement im Merkur-Landkreis

bekommen… Diese Kritiker spazieren mit Schreibblock samt eingebautem

Lämpchen ins dunkle Theater, schreiben die ganze Zeit mit und schauen gar nicht

zu und in der Pause gehen sie dann genervt, wenn nicht schon vorher - weil es ja

Spätschicht-Arbeitszeit ist! Unbezahlte Überstunden! Ein guter Kritiker sollte

inkognito, also wie ein Zuschauer, in eine Vorstellung gehen und sein Schreibzeug

zu Hause lassen… Dann kann er hinterher schreiben, was er erlebt hat. Wie kann

er etwas erleben, wenn er dauernd schreibt! Ein Theaterbesuch ist wie eine Reise!

Wo führt die Reise schon hin, wenn man dauernd im Kopf hat, wann es wieder

zurück geht?

Die von dem bunten Sternhaufen-Artikel saß erst unten im Parkett und hat die

Leute mit ihrem Lämpchen gestört. Dann wurde sie von der Theaterleitung nach

oben auf den Balkon neben die Technik komplimentiert, was für sie eine

Majestätsbeleidigung gewesen war… Alexander hat mir bereits davon erzählt.

Nun, kannst Du Dir vorstellen, was solche Schreiberlinge von »menach«

mitkriegen? Mit dieser Haltung! »menach« ist nicht gemacht zum schnell mal

gucken und gleich wieder gehen… Aber was erzähl ich Dir, Du weißt es selbst. Du

hast es ja gesehen. Um von »menach« etwas zu bekommen, muß man als

Zuschauer zum Reisen bereit sein… und sich auf etwas ANDERES einlassen.

Das klingt jetzt vielleicht pathetisch, aber es ist nun mal so. Deswegen liebt die

bequeme Masse Pauschalreisen, da hat man alles wie Zu Hause, nur mit Strand

und warmer Sonne, und muß sich nicht umstellen!


Vielleicht bin ich gerade etwas euphorisiert! Weil ich Dir so viel schreibe. Den

ganzen Nachmittag - über 5 Stunden lang! - habe ich wunderbare Gespräche mit

Melitta geführt, die eine der ägyptischen Tänzerinnen ist. Im richtigen Leben ist sie

Psychotherapeutin mit reichhaltiger Erfahrung und eigenstdurchlebten Krisen. Sie

hatte mich schon während der Proben im Kubiz angesprochen, ob sie sich später

einmal mit mir treffen kann. Sie wollte über den »menach« ausführlicher sprechen,

als es während der Proben der Fall gewesen war, und hatte vor allem auch Fragen

aus der Perspektivensicht einer Therapeutin - eine, die ihr Leben als Reise sieht,

die weiß, daß sie eine Lebenswegreisende ist.

Ja, und nach solch einem befruchtenden Gespräch zu afrikanischen Trommeln

tanzen! Du weißt ja wie das ist, sobald die Trommler loslegen, fängt Dein Körper an

zu tanzen!

Kürzlich habe ich einen tollen Satz gehört: Wer nicht tanzen kann, kann nicht

beten!


Ja, das Gespäch und das afrikanische Tanzen, das beides kann einen schon in

euphorische Stimmung versetzen! Diese Afrikaner haben eine geniale Gabe, die

sie allen schenken, die mitmachen: ureinfachste Lebensfreude! Die, die man als

Kind empfindet…

Jetzt dachte ich gerade: Was ich Dir alles schreibe!

Es ist schon spät…

Und dann kam der Gedanke: Du wirst eine gute Reise haben!

Ja, ja, ja! Ich freu mich schon, wenn Du zurückkommst und mir davon berichtest.

Und was die Zeitungskritiken betrifft, so sagte mir die von »menach« begeisterte

Direktorin des Kubiz, solle man gar nicht ernst nehmen, weil diese Leute schlicht

keine Ahnung haben!

Mich haben die Kritiken ehrlich amüsiert. Ich mußte lachen. Was es alles für

‘Ansichten‘ gibt!

Ich will doch mit meiner Arbeit nicht gefallen - nicht mehr wie in meiner

jugendlichen Vorzeit - ich will verstanden werden! Wenn mich drei verstehen und

hundert buh schreien, dann machen die drei mich stark genug, bei mir zu bleiben…

und wenn ich bei mir bin, bin ich glücklich.


Ich hör jetzt auf! Wenn Du diese Zeilen liest, bist Du vielleicht/wahrscheinlich schon

wieder von Deiner Reise zurück… Und eine Woche ist vergangen. Du hast eine

Schamanenreise gemacht und ich hoffentlich endlich unsre Steuer fertig. In dieser

bevorstehenden Woche werde ich voraussichtlich wie üblich mehrmals mit dem

Fahrrad die kurze und doch viel zu lange Reise zum Finanzamt unternehmen…

Übrigens am Montagabend mußt Du mal Deine schamanischen Fühler ausrichten.

Wir wollten Dich eigentlich dabeihaben bei der Mandi-Night. Heute Nachmittag rief


Gabi an und lud zu einem Treffen am Vollmon(d)tag ein und fragte, ob Du - »die,

die einen Tag vor Nikolaus Geburtstag hat!« - nicht auch Lust hättest zu kommen…

»Bestimmt!« sagte ich und wollte es Dich heute beim Workshop fragen.

Das nächste Mal, es ist ja bestimmt bald wieder einmal Vollmond!

So, jetzt hab‘s ganz gut und laß Deine Fühler sprechen…

Einen lieben Gruß aus Neuhausen

Sylvie (Alexander schlummert schon auf dem Samtsofa!)

p.s.: …wir müssen noch den Schamanenfilm aus Sibirien anschauen!



 

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